Schulleiter hat Wünsche an die Ministerin
WITTENBERGE Bei diesen Worten wird Schulleiter Jan Meyerhoff genau hingehört haben: „Ich habe ein großes Herz für berufliche Bildung, weiß um ihre Bedeutung“, sagte Bildungsministerin Britta Ernst bei ihrem Besuch im Oberstufenzentrum Wittenberge (OSZ) am Mittwoch. Eine Gelegenheit für Meyerhoff und seine Kollegen, die guten Ausbildungsmöglichkeiten ihrer Einrichtung vorzustellen, aber zugleich auch auf Probleme hinzuweisen.
So sei es in einigen Bereichen unverändert schwierig, genügend Schüler für eine Klasse zu bekommen. Die Klasse der Hotelfachfrauen/-männer wurde vergangenes Schuljahr eingestellt, weil die erforderliche Zahl von 16 Schülern nicht erreicht wurde. Bei der Klasse der Friseure ist es ähnlich eng. „Zwar wurde die Schülerzahl verfehlt, aber das Staatliche Schulamt hat uns eine Ausnahmegenehmigung erteilt“, sagte Jan Meyerhoff. Das sei der richtige Weg. Man habe mit der Wirtschaftsinitiative Westprignitz und weiteren Partnern Aktionen wie den Karrieretag ins Leben gerufen, um für Lehrstellen zu werben. Nur wenn Betriebe eine duale Ausbildung anbieten, könne das OSZ die Klassen eröffnen.
Hier wolle man weiter ansetzen. Im April nächsten Jahres werde ein Workshop gemeinsam mit dem Hasso-Plattner-Institut an hiesigen Schulen starten. „Wir wollen wissen, wie ticken unsere Jugendlichen, welche Ausbildung und Berufswege wollen sie“, so Meyerhoff. Auch wolle man verstärkt im benachbarten Sachsen-Anhalt um Schüler werben.
Dabei geht es um mehr als nur um den Erhalt der Klassen am OSZ. Eine Ausbildung vor Ort erhöhe die Chance, dass die jungen Erwachsenen in der Region bleiben, so Landrat Torsten Uhe. Wenn eine Ausbildung wegbricht oder eine weit entfernte Schule besucht werden muss, steige die Gefahr, dass der Jugendliche die Region verlässt. Gefährdete Branchen seien der Elektrobereich und die Bäcker- sowie Fleischerzunft.
Ministerin Ernst machte klar, dass die Probleme nur im Zusammenspiel gelöst werden könnten. Eine flexible Klassenstärke sei die eine Seite, aber letztlich trage die Wirtschaft Verantwortung. Betriebe müssten ausbilden. Dann gebe es genügend Schüler.
Deutlich mehr Spielraum auf Seiten des Landes sieht das OSZ beim Thema Referendariat. „Wir sind auf jeden Referendar angewiesen“, betonte Jan Meyerhoff. Zwar gebe es in jedem Jahr Bewerbungen, aber das Staatliche Schulamt brauche zu lange für eine Entscheidung.
Meyerhoff und Kollegen nannten Beispiele in denen sich Bewerber für ein benachbartes Bundesland entschieden, das deutlich schneller auf die Bewerbung reagiert habe. Damit verliere die Prignitz mittelfristig eine Lehrkraft. Wie bei Lehrlingen sinke die Wahrscheinlichkeit, dass diese Fachkräfte zurückkehren.
Das OSZ wünsche mehr Flexibilität in dieser Sache. Wenn beispielsweise eines der zwei Fächer des Referendars nur an einer Schule eines anderen Kreises angeboten wird, sollte das kein Hindernis für eine Einstellung sein. Erst recht nicht, wenn Schulen und Referendar dem zustimmen. Britta Ernst und Vertreter des Schulamtes nahmen diese Hinweise auf.
(Hanno Taufenbach, SVZ, 24.11.2017)