Wie viel Fusel trinkt ihr?

Schüler vom Oberstufenzentrum Prignitz haben sich mit dem Thema „Komasaufen“ auseinandergesetzt

Eine Klasse vom OSZ-Prignitz hat andere Schüler zu ihrem Trinkverhalten befragt – und staunte nicht schlecht.

PRITZWALK Es fängt oft mit ein paar Bierchen zur Jugendweihe an und setzt sich auf Familienfeiern fort. Jugendliche erleben immer wieder, welch wichtige Rolle der Alkohol in unserer Gesellschaft spielt. Die Klasse der Berufsvorbereitung des OSZ Prignitz am Standort Pritzwalk hat sich deshalb mit dem Thema „Alkoholkonsum bei Jugendlichen“ auseinandergesetzt und diesen Artikel geschrieben.
Bei Kindern und Jugendlichen beobachten Experten zunehmend ein problematisches Trinkverhalten. Hier ist besonders das sogenannte Komasaufen, im Englischen auch Binge-Drinking genannt, gefährlich. Junge Menschen versuchen, sich in möglichst kurzer Zeit einen Rausch anzutrinken und nehmen gesundheitliche und soziale Folgen billigend in Kauf. Die Zahl der Fälle von Alkoholmissbrauch durch Kinder und Jugendliche, die letztendlich im Krankenhaus endeten, hat sich innerhalb der letzten zehn Jahre mehr als verdoppelt. (www.praxis-jugendarbeit.de)
Unsere Erfahrungen dazu sind unterschiedlich. Einige von uns betonen, dass Alkohol im Freundeskreis durchaus häufig getrunken wird, dass es aber möglich ist, sich dem Gruppenzwang zu entziehen und den Konsum abzulehnen.
Eine Umfrage unter 24 schon volljährigen Schülern an unserem OSZ ergab, dass etwa 20 Prozent ein problematisches Trinkverhalten an den Tag legen, da sie viermal oder mehr pro Woche Alkohol trinken. Damit liegt die Gruppe etwas über dem Durchschnitt in Deutschland, der für 18 Prozent der Bevölkerung einen riskanten Konsum ausweist (https://www.stiftung-gesundheitswissen.de) Viele Kinder und Jugendliche wissen scheinbar nicht, dass schon geringe Mengen Alkohol sehr gefährlich für ihre Gesundheit sein können, oder sie verdrängen die möglichen Folgen. Uns als Klasse beschäftigen besonders die Ursachen des problematischen Trinkverhaltens bei Jugendlichen. Alle sehen vor allem in der Vorbildfunktion der Erwachsenen, in entsprechenden Konsumtraditionen in der Familie, in der Alkoholwerbung und im unkontrollierten Medienkonsum Gründe dafür, warum Kinder und Jugendliche zur Flasche greifen.
Leider ist Alkohol überall in Deutschland, auch für Minderjährige, leicht verfügbar. Das deckte sich mit den Erfahrungen, über die Herr Richter von der Suchthilfe Prignitz e.V. bei einem Besuch in der Klasse berichtete. Er wies darauf hin, dass außerdem das Vergessen von Stress und Alltagssorgen, der Wunsch nach Anerkennung unter Gleichaltrigen und bei Jüngeren der Reiz des Verbotenen die Attraktivität von Alkohol bei Jugendlichen erhöhen.
Im Gespräch mit unserer Klasse stellte Herr Richter die Möglichkeiten zur Prävention und zur Suchtbekämpfung vor.
Wir kamen allerdings während der Diskussion zu der Erkenntnis, dass es nicht ausreicht, wenn die Eltern oder die Justiz Jugendliche dazu nötigen, sich mit ihrem problematischen Alkoholkonsum auseinanderzusetzen oder eine Therapie zu beginnen. Ganz entscheidend ist der Wunsch der Jugendlichen selbst, sich helfen zu lassen und der feste Wille, wieder in ein selbstbestimmtes Leben zurückzufinden.

Der Artikel wurde von der Klasse V 21.2 im Rahmen des ZiSCH-Projektes verfasst und heute, 11.05.2022 in der SVZ, auf Seite 8,veröffentlicht.

Zisch-Team gratuliert den Gewinnern

Schreibt, worüber ihr wollt. Versucht euch als Zisch-Reporter und schickt uns eure Texte und Fotos. Mit diesem Wettbewerb sind wir Anfang März in die aktuelle Zisch-Runde gestartet. Heute verkünden wir die Gewinner. Zisch-Reporter Lennart aus Rostock-Brinckmansdorf kann sich über einen Media-Markt-Gutschein freuen. Ebenso die Autoren der Berufsvorbereitungsklasse des OSZ Prignitz. Glückwunsch!

SVZ, 11.05.2022, Seite 8