Theater ohne Worte, Bühne und KostümeAm Prignitzer Oberstufenzentrum erarbeiten Schüler ein ganzes Bühnenstück ohne Drehbuch rein mit Körpersprache / Ergebnisse werden morgen präsentiert.
Die Blickrichtung klar, die Stellung zum Publikum so, dass keiner verdeckt wird: Ein improvisierter Theatertod kann echt aufwändig sein, muss einige Male wiederholt werden. Noch schwerer wird es, wenn man kein Drehbuch dazu hat, die Szenen selbst entwickelt und: alles ohne Worte geschehen muss. Improvisationstheater in bester Manier probieren Schüler der 11. und 12. Klassen am Prignitzer Oberstufenzentrum aus, denn diese Woche ist Projektwoche.
Ohne Bühne, ohne Kostüme, ohne Requisiten wird in vier Tagen aus der Phantasie ein komplettes Stück entwickelt, das besonders auf die Vorstellungskraft der Zuschauer setzt. Und das ganze für nur eine einzige Aufführung. „Danach ist das Stück schon wieder überholt“, so Kursleiter Chris Hiller. Die Schüler sind zwischen 16 und 18 Jahren und hier mal wild durcheinandergewürftelt, Klassengrenzen gibt es nicht. Da gilt es auch mal, Berührungsängste abzubauen, so die 17-jährige Melissa.
Projektleiter Chris Hiller, vor Jahren Abiturient am OSZ, schließt sein Lehramtsstudium Deutsch/Geografie in Potsdam bald ab und ist seit fünf Jahren in der Projektzeit gern gesehener Gast an seiner ehemaligen Schule. Die praktische Wirkung des Theaterunterricht verdeutlicht Noah: „Ich habe mich im schulischen Kontext oft sehr unkreativ gefühlt.“ Das ändere sich durch das darstellende Spiel. Mitschülerin Lina schätzt ein: „Man lernt viel Selbstbewusstsein, kann auch mal die Verrücktheiten ausleben, die im Alltag sonst eher weniger Platz haben.“ Für Kai war es anfangs eine Herausforderung, seine Schüchternheit abzulegen. Nachdem die Schüler sich ihr Team als Wohlfühlort eingerichtet haben, packen sie ihre Ideen auf den Tisch, stellen in technischen Proben die Abläufe dar. Dann wird sukzessive die Sprache rausgenommen, lassen sie die Körper sprechen. „Trotz der Freiheit, die wir haben, spürt man die Produktivität ganz deutlich“, schätzt Hiller seine Schüler ein. Die Arbeit ihres Kursleiters bewertet Melissa sehr positiv: „Es ist Arbeit auf Augenhöhe und sehr locker.“ Morgen werden die Ergebnisse aller Projektgruppen den Mitschülern im Schulgebäude präsentiert. Was genau das etwa 20 minütige Stück thematisch bietet, sei hier noch nicht verraten. Interessierte sind herzlich willkommen, wenn um 10.30 Uhr das stumme Theater unter der Überschrift „ankommen und losziehen“ an der Reihe ist. Und wie sieht es mit der Aufregung aus? „Man macht es entweder ganz, oder gar nicht“, so Melissa. Sie wolle die Aufregung als Energieschub nutzen.
SVZ, 13.07.2017, Carlo Ihde