Lange Zeit schien es, als würden die diesjährigen Sporttage am OSZ Prignitz auch der Corona-Pandemie zum Opfer fallen, aber dank der niedrigen Inzidenzzahlen im Juni konnten wir auch dieses Schuljahr ganz traditionell mit einem Volleyballturnier am Friedensteich beenden.
So spielten am 21.6.2021 elf Mannschaften aus den Jahrgangsstufen 11 und 12 zunächst in einer Vorrunde und dann in einer Platzierungsrunde um die ersten Plätze. Gewinner des Turniers war das Team „Jägermeister“ (Jahrgang 12), dicht gefolgt vom Team „Ehmke&Co (auch Jahrgang 12). Den letzten Platz und somit Gewinner der „Goldenen Ananas“ war das Team „Peace“ aus der 11. Klasse.
Für den Tag war heftiger Regen angesagt, aber letztendlich war das Wetter so toll, dass einige Schüler*innen die Gelegenheit nutzten und in den Friedensteich sprangen.
Das Gewinnen ist das eine, aber Spaß und Freude am gemeinsamen Sport das andere. Von daher war es nach dem langen Homeschooling auch wichtig, endlich wieder etwas für die Entwicklung des Teamgeistes und für das Gemeinschaftsgefühl zu tun.
Daher probierten unsere Schüler*innen am 22.6.2021 dann auch mit Begeisterung die neue FUNTASY WORLD in Wittenberge aus. Es wurde gehopst, geklettert und geschossen. An den verschiedenen Kletterwänden kamen die Schüler*innen hoch hinaus, im Trampolin- und Parcour-Area kamen sie mächtig ins Schwitzen und bei der grünen Rutsche konnte man die anstrengenden letzten Wochen vergessen und mit seinen Klassenkameraden richtig Spaß haben.
Herzlichen Dank an das Team der FUNTASY WORLD für die geduldige Unterstützung bei dem großen Andrang.
Wir wünschen allen Schüler*innen und Lehrer*innen sonnige und erholsame Ferientage und hoffen auf ein Schuljahr 2021/22 ohne größere Corona-Einschränkungen, aber dafür mit viel Kultur, Sport, Spaß und Gesundheit.
Waaed Al Haj Ali besteht Reifeprüfung am Oberstufenzentrum Prignitz und wurde zwischendurch Mutter
Waaed Al Haj Ali hat ihr Abitur erfolgreich abgelegt und feiert das mit ihrer Tochter Bushra. privat
Die kleine Bushra lacht mit ihrer jungen Mutti um die Wette. Mit ihren kleinen Beinen läuft sie immer wieder in Richtung Springbrunnen und Waaed Al Haj Ali sprintet ihrer Tochter hinterher. Das ist eine ungewöhnliche Situation für unser Interview, aber hinter der 21-Jährigen liegt auch eine ungewöhnliche Geschichte, die mit einem Abitur endet. 2016 floh Waaed Al Haj Ali wie so viele ihrer Landsleute aus Syrien. Sie floh vor Krieg, Elend, Hunger und nackter Gewalt. Ihr Weg führte über den Libanon und die Türkei nach Deutschland. „Ich konnte kein Wort Deutsch“, sagt sie, aber das spornte sie nur an. Sie besuchte eine Schule in Eberswalde und beendete zwei Jahre später erfolgreich die 10. Klasse.
Hochzeit in Wittenberge
Ihr Deutschlehrer habe sie ermutigt, das Abitur zu machen. „,Mache keine Ausbildung, nutze deine Chance auf ein Abitur’, sagt er immer wieder zu mir.“ Waaed vertraute seinen Worten und sie hatte Spaß am Lernen. Privat führte sie ihr Weg weiter nach Wittenberge. Hier lebt ihr Mann Khaled. 2018 hatten sie geheiratet. „Wir kannten uns schon ganz lange, unsere Eltern sind miteinander befreundet.“ Aus Freundschaft sei Liebe geworden. Am Oberstufenzentrum in Wittenberge begann sie ihre Abiturausbildung. Neben Deutsch und Englisch lernte sie eine dritte Fremdsprache: Russisch. „Ich lerne gerne Sprachen und Russisch ist für mich einfacher als Deutsch“, sagt sie. Dennoch seien die Sprachen für sie eine große Herausforderung gewesen. „Mathematik fand ich immer einfacher.“ „Sie war meine beste Schülerin“, sagt ihre Russischlehrerin Liane Richter. In allen Klausuren habe sie eine 1 geschrieben. Überhaupt sei Waaed eine beeindruckende Frau, hinter der drei bewegende Jahre liegen. Tochter Bushra, ihr Name bedeutet „das Gute“, kam vor eineinhalb Jahren zur Welt. „Bis wenige Tage vor der Geburt war Waaed an der Schule. Sie kam auch schon nach einer Woche wieder zurück, lernte weiter fleißig, hatte immer ihre Hausaufgaben gemacht“, sagt Liane Richter. Leicht sei die Zeit nicht gewesen, gibt die junge Mutti zu. Aber sie wollte das Schuljahr nicht abbrechen und wiederholen. Sie hatte einfach Angst, dass sie das nicht schaffen würde, den Weg zurück in die Schule nicht finden würde. „Und ich hatte viel Hilfe. Mein Mann betreute unsere Tochter, hat gekocht und meine Schwester hat ebenfalls sehr viel geholfen.“ „Ihr Onkel hat sie manchmal von der Schule abgeholt und schnell zum Stillen nach Hause gefahren und wieder zurück“, ergänzt Liane Richter. Sie habe schon in den Unterrichtsgesprächen wahrgenommen, dass es in Waaeds kleiner Familie offenbar keine klassische Rollenteilung gibt. „Die Realität scheint so ganz anders zu sein, als unsere Klischees über arabische Familien. Wir sehen hier eine junge, moderne Familie“, meint Richter. Zur feierlichen Zeugnisverleihung nahm sie Bushra mit. Das Foto zeigt beide zusammen im festlichen Kleid. „Das Abitur zu haben, ist ein super Gefühl. Ich freue mich und ich bin stolz auf mich selbst.“ Geht es nach ihren Wünschen, soll das Abitur nicht ihre letzte Station sein. „Ich möchte Medizintechnik in Magdeburg studieren“, verrät Waaed. Ihr Mann hat ebenfalls Abitur und wolle in Rostock studieren. Ob es eines Tages zurück nach Syrien gehen wird, sei völlig offen. Die Situation in ihrer Heimat sei besser geworden. Das wisse sie aus den Gesprächen mit ihren Verwandten. Aber ungefährlich sei es noch immer nicht. „Heute sehe ich meine Zukunft hier in Deutschland.“ Liane Richter ist überzeugt, dass Waaed Al Haj Ali ihren Weg machen wird. Sie sei pflichtbewusst und fleißig, wisse, was sie wolle. „Mit ihrer Arbeitseinstellung unterscheidet sie sich von vielen deutschen Schülern, die ich unterrichte“, sagt Richter und wünscht ihrer jetzt ehemaligen Schülerin alles Gute.
Hanno Taufenbach, Der Prignitzer, 23.06.2021,Seite 10